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Was hat Sie bewogen, gerade Ihren Beruf zu ergreifen? Menschen in meiner Umgebung sind schon immer gerne zu mir gekommen – um Rat zu suchen, meine Meinung zu hören oder einfach, um zu reden. Meine ruhige, geerdete Haltung scheint dabei etwas Hilfreiches auszustrahlen. Auch in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Betriebsrätin habe ich erlebt, wie viel Vertrauen mir entgegengebracht wurde. Gleichzeitig hat sich eine tiefe Neugier für menschliches Verhalten entwickelt: Warum treffen Menschen bestimmte Entscheidungen? Was bewegt sie? Wie gehen sie mit Krisen, Verlusten oder Veränderungen um? Diese Erfahrungen und Beobachtungen haben mich letztlich zum Beruf der Lebens- und Sozialberaterin geführt. Es ist für mich weit mehr als ein Beruf – es ist eine Haltung dem Leben gegenüber. In der Begegnung mit anderen Menschen versuche ich ehrlich, präsent und urteilsfrei da zu sein. Der Beruf vereint für mich genau das, was mir wichtig ist: zuhören, begleiten, stärken – ohne zu dirigieren. Besonders in der Trauerbegleitung und im Auftrittscoaching kann ich meine fachliche Kompetenz mit meiner Lebenserfahrung, meiner Kreativität und meinem feinen Gespür für Menschen verbinden. |
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Welche besonderen Fähigkeiten sind Ihrer Meinung nach in Ihrem Beruf gefordert? In der Arbeit als Lebens- und Sozialberaterin sind für mich Empathie, das Aushalten-Können und die Fähigkeit, Dinge anzunehmen, ohne sie zu bewerten, unerlässlich. Es geht nicht darum, fertige Lösungen zu liefern, sondern vielmehr darum, das Gegenüber dabei zu unterstützen, verschüttete oder vergessene Ressourcen, Kompetenzen und Potenziale (wieder) zu entdecken. So entsteht Raum für Selbstwirksamkeit – und die Möglichkeit, eigene Lösungswege zu entwickeln und zu beschreiten. Ich sehe meine Rolle nicht als „Expertin für das Leben anderer“, sondern als wertschätzende und präsente Begleiterin auf Zeit. Menschen kommen in die Beratung, weil etwas nicht mehr so funktioniert wie bisher – weil sie Halt suchen, Orientierung oder Entwicklung. Genau hier setzt meine Arbeit an: mit viel Einfühlungsvermögen, einer klaren Haltung und einem fein abgestimmten Methodenkoffer, der je nach Bedarf angepasst wird. |
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Weshalb haben Sie sich gerade für Ihre Arbeitsschwerpunkte entschieden?
Ich habe mich für die beiden Schwerpunkte Trauerbegleitung und Auftrittscoaching entschieden, weil sie tief in meiner eigenen Lebensgeschichte verwurzelt sind. Auf den ersten Blick mögen sie gegensätzlich wirken – doch in Wahrheit berühren beide zentrale Lebensthemen: den Umgang mit Vergänglichkeit und die Frage, wie wir uns in unserer Echtheit zeigen. In der Trauerbegleitung weiß ich aus eigener Erfahrung, wie wertvoll es ist, Räume zu schaffen, in denen Schmerz, Sprachlosigkeit und inneres Chaos einfach sein dürfen – ohne Bewertung, ohne Druck. Trauer ist so individuell wie der Mensch selbst. Sie braucht Zeit, Präsenz und eine ehrliche Begleitung. Im Auftrittscoaching unterstütze ich Menschen dabei, sich zu zeigen – mit Stimme, Körper und Persönlichkeit. Es geht nicht um Perfektion, sondern darum, mit sich selbst in Kontakt zu kommen. Viele kämpfen dabei mit inneren Zweifeln oder der Angst, nicht gut genug zu sein. Diese Prozesse kenne ich – und ich weiß, wie transformierend es sein kann, wenn jemand den Mut findet, sich in seiner Einzigartigkeit zu zeigen. |