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Publikation ♦ Fachartikel
Erschienen in: Psychopraxis: Zeitschrift für praktische Psychiatrie und Grenzgebiete
Springer Verlag. Wien New York, 2002
Carina Brey, Peter Gathmann

Sprache
deutsch

Titel deutsch
Psychotherapie,Aggression und Terror

Autor*in
Carina Brey, Peter Gathmann

veröffentlicht in
Fachzeitschrift

Titel der Fachzeitschrift
Psychopraxis: Zeitschrift für praktische Psychiatrie und Grenzgebiete

Verlag
Springer Verlag

Ort
Wien New York

Jahr
2002

Jahrgang
2002

Ausgabe/Heft
5

Seite von
27

Seite bis
34

Abstract deutsch
Der Psychotherapeut ist in seiner täglichen Praxis mit dem Phänomen der Aggression konfrontiert. Er hat gelernt wie dieses zunächst lebensnotwendige Herangehen an (adgredi) in den prägenden frühkindlichen Beziehungen entmutigt werden kann. Auch sind ihm die folgen dieser gestörten Entwicklung einer Aggression und deren sozial akzeptierten Ausdrucks bekannt: Isolierung, Vorurteil und Feindseligkeit. Hat nun der Psychotherapeut mit seinem Wissen um seelische Vorgänge und deren Beeinflussung einen über die Grenzen seiner Therapeutenpraxis hinausgehenden Auftrag?

Ein kleiner Teil der Mannschaft des Raumschiffes Erde ist dabei unser Fahrzeug reiseuntauglich zu machen. Die aggressive Aktivität einiger Weniger versetzt einen Teil des Kollektivs in Angst und Hilflosigkeit, der andere Teil identifiziert sich mit den Terroranschlägen als legitimes Mittel der Antwort auf für lange Zeit erlittenes Unrecht. Schließlich reagiert die Leitungscrew in bemerkenswerter Einhelligkeit nach dem Watzlawick`schen mehr vom Gleichen: diese massive Gegenaggression als einige Antwort wiederum generiert eine nicht enden wollende Eskalation des Hasses mit all seinen Folgen.

Der Umgang mit Aggression und Terror in Politik und den Medien ist charakterisiert durch das nahezu totale Fehlen psychologischer Erwägungen. Einerseits das Beharren auf den eigenen Standpunkt und der Lex talionis (Aug` um Aug`), andererseits eine massive, kollektive Identifikation mit dem Aggressor. Nicht, dass uns die Bemerkung Freuds zur Aggression, zur Massenpsychologie und Analyse des Ich (1921), Adlers zu Vorurteil, Isolierung und Feinseligkeit (1925, 1934) u. v. a. m. nicht bekannt wären. Es scheint nur als ob unsere psychologische Einschätzung, die vielleicht einen deeskalierenden und durch Beeinflussung der politischen Linie letztlich rettenden Einfluss haben könnte, fehlte. Dabei meine ich, hat der Psychotherapeut nicht nur einen individuellen, sondern auch einen kollektiven und politischen Auftrag. Er ist durch den Vorsprung seines Wissens nicht ein isoliertes und privates Individuum, sondern ein Zoon Politikon, und er hat, gemäß seiner sozialen Verantwortung, seine Stimme in der Agora des Schreckens zu erheben.




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